Die Kulturbande: Digital Nature
Wie bei den Events dieser aus „Neustart Kultur“-Mitteln der Beauftragten für Kultur und Medien geförderten Reihe üblich, fand der außergewöhnliche und großartige Kulturmix auch dieses Mal auf zwei sich abwechselnden Bühnen statt, von denen die eine wie immer im Studio von Kanal 21 verortet ist und die andere dieses Mal vor der Bürgerwache auf dem Siegfriedplatz in Bielefeld steht.
Gerade jetzt spüren wir wie uns digitale Welten das Leben einfacher machen. – Es ist leicht sich zu vernetzen, Informationen sind schnell greifbar und die eigene Identifizierung bis Selbstdarstellung war nie leichter flächendeckend zu vermitteln.
Doch geht uns dabei etwas verloren? Bleibt der direkte Kontakt auf der Strecke? Können wir noch entschleunigen und uns auf unseren Ursprung beziehen? Verlieren wir den Blick für die kleinen Details und Situationen, die nur jeder für sich einzeln wahrnehmen und bewerten kann?
Eindeutige Antworten kann es darauf wohl nicht geben. Muss es vielleicht auch nicht. Die verschiedensten Künstler dieses Abends laden uns ein, in ihre Auseinandersetzungen zu diesen Fragen und Themen, einzutauchen. – digital oder vor Ort.
Das Programm dieses Abends:
NaDu – „Paradiesvögel*in“
Nadu ist eine deutsch-pakistanische Singer-Songwriterin, Kabarettistin und Moderatorin. Schon mit sechs Jahren glänzte sie virtuos am Klavier und zeigte ihr Können bei einigen Wettbewerben.
Ihr Weg führte vom Poetry Slam über eigene Bühnen Formate und Comedy Auftritten wieder zurück zur Musik.
Nun tourt das Multitalent durch ganz Deutschland und zeichnet sich durch ihre markant tiefe Stimme und ihre emotionsgeladenen Lyrics aus.
Die gebürtige Steinhagenerin, ging in Bielefeld zur Schule und freut sich sehr, wieder in der alten Heimat aufzutreten.
Ihr neue EP “Paradiesvögel*in” erscheint am 26.11.2021, aber einige Singleauskopplungen wird sie natürlich auch bei der Kulturbande spielen.
Oliver Hugo & Alexander Wolf – „Be- un Entschleunigung der Fotografie – Analoge und digitale Fotografie im Dialog“
Haben soziale Medien wie Facebook, Instagram oder Snapchat die Fotoalben vergangener Tage abgelöst? Werden relevante Motive nur noch auf Sensoren, Speicherkarten und Displays eingefangen und betrachtet? Welche Relevanz besitzt ein Foto film mit seiner streng limitierten Anzahl an Bildern in einer analogen Kamera heute noch?
Während Alexander Wolf mit der analogen Fotografie groß wurde und heute ebenfalls Experte im digitalen Bereich ist, verhält es sich bei Oliver Hugo quasi genau gegenteilig. Eins haben beide gemeinsam: Sie lieben beide Methoden und plädieren für einen bewussten Umgang mit Bildern.
Hinter jedem Bild verbirgt sich schließlich eine Geschichte, welche nicht durch einen ungeduldigen Klick verschleiert werden darf.
Die beiden Fotografen haben in den letzten Jahren und Jahrzehnten viel in Bielefeld und der Welt fotografiert und beleuchten im Zuge eines Gesprächs lebhaft das Spannungsverhältnis zwischen analoger und digitaler Fotografie
Grundlage hierfür sind einige ihrer Fotografien, aus denen sicher die ein oder andere Anekdote hervorgeht. Auch die Besucher*innen sind herzlich eingeladen, sich mit einzuschalten, auf Entdeckungsreise im Reich der Fotografie zu gehen und schlussendlich eine Überraschung in der Hand zu halten.
Miriam Becher – „Digitales (und) Ich“
Die Tänzerin und Tanzpädagogin Miriam Becher bewegt sich in der urbanen und der zeitgenössischen Tanzwelt. Zuletzt setzt sie sich intensiv mit der pariser House-Szene auseinander.
In ihrem Stück „Hey Beautiful!“, welches schon bald Premiere feiert, beschäftigt sie sich gemeinsam mit Tänzerin Florencia Soledad und einer Gruppe Laientänzer*innen mit den Fragen: „Fühlst du dich manchmal unwohl in deinem Körper? – Würdest du lieber anders aussehen? – Warum eigentlich?“.
Auch in ihrer Performance zum Thema „digital nature“ geht Miriam Becher in sich. – „welchen Einfluss hat die digitale Welt auf mein natürliches Ich? – Trägt sie mich weg von mir selbst? – Oder kann sie mir sogar helfen, mir näher zu kommen?“
NATURTRÜB – Magazin und Kollektiv – „Suchen und Finden“ und „Hunger“
Das Naturtrüb Magazin ist ein Sammelwerk poetischer, zeichnerischer, informierender und politischer Beiträge, welches seit 2019 vom feministischen Kollektiv Naturtrüb aus Bielefeld herausgegeben wird.
Das 250 Seiten starke Magazin erscheint jährlich und widmet sich in jeder Ausgabe einem neuen Thema. Abgesehen von der Arbeit am Magazin versteht sich Naturtrüb auch als aktivistisches feministisches Kollektiv und organisiert Vortragsreihen, Lesungen, Workshops und was ihnen sonst noch so einfällt.
Das feministische Kollektiv Naturtrüb nimmt euch mit durch die Essays, Kurzgeschichten und Gedichte ihrer zwei Magazine „Suchen und Finden“ und „Hunger“.
Katinka Buche – „Einen Schritt nach vorne und zwei zurück“
Die Solokünstlerin Katinka Buche zeigt in ihrer multimedialen Performance verschiedene Aspekte zum Thema „Digital Nature“ auf.
Sie beschäftigt sich theatral-tänzerisch mit Fragen wie: Wer bewegt sich wie und warum in der digitalen Welt?
Welchen Stellenwert nimmt die Natur zukünftig im alltäglichen Leben ein? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Digital Nature und Body and Mind? „Einen Schritt nach vorne und zwei zurück“ lädt das Publikum zum nachdenklichen Verweilen ein.
Chiara Devenish ist 23 und kommt aus Bielefeld. Inzwischen lebt sie in Paderborn und macht dort neben ihrer Arbeit als Spoken Word Artist eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Seit 3 1/2 Jahren steht sie mit autobiographischen Texten zum Thema mentale Gesundheit auf den Bühnen Deutschlands. Dabei spricht sie offen und unverblümt über ihre Erlebnisse und eröffnet Gefühlswelten um Aufmerksamkeit zu schaffen und ein (leider oftmals immer noch) großes Tabu-Thema zu brechen. Ihre Texte sind dabei mitreißend und bewegend.
Mit Ihrer Intensität lässt Chiara Zuhörer in Erlebnisse und Gefühle eintauchen und hinterlässt dabei am Ende auf herzerwärmende Weise ein Lächeln auf ihren Lippen.
Alexander Paul – „Aus Krefeld, vom güldenen Niederrhein ins triste Ostwestfalen zog es mich. Paderborn war der
richtige Weg, stehe ich nun schon seit mehreren Jahren glänzend auf den Bühnen dieser Welt. Meine
Texte beschreiben ausschließlich mich. Gar spielend schwinge ich tarzanesque von Wortliane zu
Wortliane und meine Sprachgewalt ist wie ein Garten Eden, nur besser.
Für die Unüberzeugbaren nehmet folgende Argumente:
– Amtierender Vizestadtmeister Paderborns (gut die letzte Stadtmeisterschaft war 2017, aber
amtierend ist amtierend)
– Teilnehmer der NRW-Meisterschaften 2020 (die aufgrund von Corona nicht stattgefunden
haben)
– Seit 2 Jahren Moderator/Organisator des Galerie Slams in Lippstadt (keine Pointe)
Überzeugen Sie sich selbst, oder hören Sie mir einfach nur zu, und resümieren: Joa immer noch
besser als Tatort.